Was ist Chinesische Medizin?

Chinesische Medizin ist für mich keine Methode, sondern eine gelebte Philosophie. Sie wurzelt im Daodem form- und namenlosen Ursprung allen Seins.
Sie sieht den Menschen nicht als isoliertes System, sondern als Teil eines lebendigen Netzwerks aus Natur, Zeit, Emotion, Geist und Umgebung.

Sie ist eine Erfahrungsmedizin, getragen vom Lauschen:
auf Qi, das alles durchzieht.
Auf das Herz, in dem der Geist ruht.
Auf die Sprache des Wandels, die sich in allem – so auch im Körper – zeigt.

Es gibt eine Medizin, die nicht den Körper allein behandelt, sondern das ganze Wesen berührt.

Eine Sprache, die im Wind liegt, in den Jahreszeiten, im Atem. Es ist die Medizin des Wandels – und des Erinnerns.

An das, was in dir lebendig ist.”

Yin & Yang – Das Prinzip des Wandels

Yin & Yang sind nicht einfach nur Gegensätze, sondern zwei Pole eines ewigen Tanzes. Yin empfängt, nährt, ruht. Yang bewegt, wandelt, drückt aus.

Das Taiji-Symbol stellt diese Einheit der sich ergänzenden und durchdringenden Polaritäten dar. Yin beschreibt die im Schatten liegende Seite eines Berges, Yang die der Sonne zugewandte. Am Gipfel des Berges vereinen sich beide – dort, wo das höchste Prinzip sichtbar wird: Taiji. Jenseits der Gegensätze. Aus dem Nicht-Sein (Wuji) geboren.

Die Beziehung von Yin und Yang ist geprägt durch vier fundamentale Prinzipien:

  • ihre Gegensätzlichkeit,

  • ihre wechselseitige Abhängigkeit,

  • ihr gegenseitiger Verbrauch,

  • und ihre ständige Umwandlung ineinander.

Der Atem zwischen diesen beiden ist das Leben selbst.
Gesundheit entsteht, wenn sich Yin und Yang in ständiger Kommunikation befinden. Wenn Ruhe und Bewegung, Innen und Außen, Ausdruck und Stille in lebendiger Balance schwingen.

Die Drei Schätze – Jing, Qi & Shen

In der chinesischen Philosophie spricht man von den San Bao – den drei Schätzen, die das Leben nähren, tragen und veredeln. Sie sind nicht nur Bestandteile des Körpers oder des Geistes, sondern gelebte Qualitäten, die uns mit Himmel und Erde verbinden.

Jeder dieser Schätze ist einem bestimmten Bereich des Körpers, einem Energiezentrum (Dantian) und einer Bewusstseinsebene zugeordnet. Gemeinsam bilden sie eine Art innere Achse – eine vertikale Verbindung von Tiefe, Atem und Klarheit.

Diese Schätze sind nicht getrennt voneinander – sie bedingen und durchdringen sich.
Sie erzählen vom Werden, Wandeln und Rückkehren.
Sie sind der Stoff, aus dem unsere innere Alchemie geboren wird.

  • Jing ist unsere Urkraft, die verdichtete Lebensenergie, die wir bei der Empfängnis von Mutter und Vater erhalten.
    Sie ruht tief im unteren Dantian, dem Raum des Beckens – verwandt mit Stille, Substanz und dem Gefühl von Gehaltensein.
    Sie ist die Quelle unseres physischen Lebens und die Grundlage von Wachstum, Fortpflanzung und Regeneration.

    Jing nährt die Knochen, das Mark, das Gehirn – aber auch unsere Fähigkeit, präsent zu bleiben, wenn das Leben uns herausfordert.
    Im Jing liegt die Verbindung zu unseren Ahnen, zu unserem genetischen und energetischen Erbe.
    Deshalb ist die Pflege des Jing immer auch eine Arbeit mit den eigenen Wurzeln – körperlich, seelisch und systemisch.

    Wenn wir zu viel Jing verbrauchen – durch Erschöpfung, Überforderung, Dauerstress – zehrt der Körper an seinen Reserven.
    Die innere Alchemie beginnt genau hier:
    Jing nicht zu verlieren, sondern zu verfeinern.
    Durch Ruhe, nährende Bewegung, schlichte Freude – und durch das Loslassen dessen, was uns nicht mehr dient.

  • Qi ist das, was uns durchströmt.
    Es ist Bewegung, Zirkulation, Atem. Es ist die Kraft, die den Puls schlägt, die Nahrung verdaut, die Gedanken wandern lässt.
    Qi verbindet Jing und Shen – Körper und Geist – und liegt im mittleren Dantian, dem Herzraum.

    In seinem Zeichen zeigt sich Qi als Dampf über gekochtem Reis – das Feine über dem Groben.
    Es ist die Energie des Wandels, des Zwischenraums, des lebendigen Jetzt.
    Qi wärmt, schützt, transformiert.
    Es bringt in Fluss, was stagniert.
    Es ist so subtil wie Gedanken – und doch spürbar in jeder Bewegung, jedem Atemzug.

    In der inneren Alchemie ist Qi der Kanal, durch den Emotionen und Geist in den Körper wirken.
    Wir lernen, mit dieser Energie zu arbeiten, sie zu spüren, zu lenken – aber nicht zu kontrollieren.
    Denn Qi folgt der Aufmerksamkeit.


    Yi dao, Qi dao.
    Wo dein Geist hingeht, dorthin fließt das Qi.

  • Shen ist Licht.
    Nicht das grelle Licht des Denkens, sondern das leuchtende Bewusstsein, das aus dem Herzen strahlt, wenn der Geist ruhig ist.
    Shen wohnt im oberen Dantian – in der Weite zwischen Stirn und Scheitel – und spiegelt sich im Glanz der Augen, in der Klarheit der Gegenwart.

    In der Chinesischen Medizin ist Shen nicht einfach „der Geist“ im westlichen Sinne.
    Er ist ein Spiegel des Himmels im Menschen.
    Ein Ausdruck des Allumfassenden, der in jedem Herzschlag mitschwingt, wenn der Mensch in Einklang mit dem Dao lebt.

    Man unterscheidet zwischen dem Shen, der sich mit Gedanken, Vorstellungen und Emotionen identifiziert,
    und dem Yuan Shen, der ungebunden, still und klar ist – jenseits von Konzept und Kontrolle.
    Yuan Shen kennt keine Trennung. Er ist das, was uns innerlich weiß, auch wenn wir es vergessen haben.

    Die innere Alchemie zielt nicht auf ein „Mehr“ an Shen – sondern auf das Veredeln.
    Nicht der Geist soll sich steigern, sondern zurückkehren zur Klarheit, zum natürlichen, ungeteilten Sehen.

    Shen ist nicht das, was du denkst.
    Es ist das, was bleibt, wenn du aufhörst zu denken.

Die fünf Wandlungsphasen – Jahreszeiten der Seele

Die fünf Wandlungsphasen gehören zum Herzstück der chinesischen Sicht auf das Leben.
Jede Phase ist nicht nur einer Organenergiestruktur, sondern auch einer Emotion, einer inneren Bewegung, einem Element, einer Zeitqualität, u.v.m., zugeordnet:

  • Wasser – Tiefe, Urvertrauen, Essenz, Niere, Winter

  • Holz – Aufbruch, Richtung, Entschlusskraft, Leber, Frühling

  • Feuer – Freude, Verbindung, Inspiration, Herz, Sommer

  • Erde – Mitte, Mitgefühl, Integration, Milz, Spätsommer

  • Metall – Klarheit, Loslassen, Wert, Lunge, Herbst

In meiner Arbeit nutze ich die Wandlungsphasen als Spiegel, um u.a. innere Prozesse zu verstehen und achtsam zu begleiten.

Sie sind die Jahreszeiten unserer Seele.

Was ist Innere Alchemie?

Was ist Innere Alchemie?

Innere Alchemie (Nei Dan) ist die Kunst, grobe Energien in feinere zu verwandeln.
Nicht durch Kontrolle, sondern durch Hingabe an den Prozess.
Nicht für das Außen, sondern als Rückkehr zum Wesen.

Sie wurzelt in der Erkenntnis: Der Mensch trägt den Kosmos in sich. Wie innen, so außen.
Wie oben, so unten.

Transformation ist möglich, wenn wir beginnen, zu lauschen.

Jing wird zu Qi. Qi wird zu Shen. Shen wird zu Leere.
Ein Weg der Veredelung, der Rückkehr. Nicht zur Idee des Selbst – sondern zum Ursprung.

Diese Alchemie geschieht nicht in einem Labor, sondern im Alltäglichen:
im Innehalten. In der Berührung. Im Atem. Im Mitgefühl.

Gesundheit bedeutet nicht Abwesenheit von Symptomen, sondern das Strahlen des Shen.
Ein klarer Geist, ein ruhiges Herz, ein Qi, das fließen darf.

„Wenn JingShen im Inneren bewahrt wird, woher könnte dann Krankheit entstehen?“
– Huang Di Nei Jing Su Wen, Kap. 1

Gesundheit ist ein Prozess der Rückverbindung:
mit dem Herzen, mit dem Moment, mit dem Wandel.

Gesundheit aus Sicht der Chinesischen Medizin

🌿 In den 1:1 Yang Sheng Lebenspflege Sessions, wo deine persönliche Alltagsgestaltung zur Medizin wird.

🌊 In den Inner Alchemy 1:1 Sessions, wo wir deine innere Landkarte erforschen.

☁️ Im 1:1 Qi Gong, wo das Qi erlebt wird, nicht nur bewegt.

☯️ Im Seasonal Health Club, der dich bei der Verkörperung und Rückverbindung zur Natur unterstützt.

🌀 In Her Rhythm Unfolding und den Yin Yoga Ausbildungen, wo du dich als Teil des lebendigen Kosmos erinnerst.

Wo du dieser Medizin bei mir begegnen kannst

Diese Medizin ist kein weiteres System. Sie ist ein Weg.
Ein Lauschen. Eine Haltung.

Eine Einladung zur Rückkehr:

Zur Klarheit deines Herzens.
Zur Weisheit deines Körpers.
Zu dir.